Gemeinschaftsübung von THW Lohr und Feuerwehr Gemünden am Oberbecken des Pumpspeicherkraftwerks Langenprozelten

Seit einigen Wochen bietet sich am Oberbecken des Pumpspeicherkraftwerks Langenprozelten ein besonderer Anblick. Am Druckstollen, der das Oberbecken mit den Pumpturbinen am Unterbecken verbindet, sind Wartungsarbeiten notwendig, wofür das Wasserbauwerk vollständig entleert wurde. Um für ein mögliches Unfallszenario während dieser Reparaturen vorbereitet zu sein, übten THW und Feuerwehr gemeinsam in der langen Röhre.

Zwei Arbeiter sind auf einem Wartungsschlitten in dem 3,9m breiten Druckstollen beschäftigt, als sich die Wartungsplattform auf dem Steilstück der Röhre mit 26° Neigung durch einen Unfall verkeilt und ein Arbeiter schwer verletzt wird. Der Kollege des Verletzten steigt circa 150 Meter bis zum oberen Einstiegspunkt in der Röhre auf, stürzt jedoch beim Ausstieg von der 8 Meter hohen Leiter und bleibt ebenfalls verletzt im Stollen liegen.

Dies war die Übungsannahme für die circa 40 angefahrenen Einsatzkräfte von THW und Feuerwehr. Der Ortsverband Lohr des Technischen Hiflswerks rückt mit 22 Helfern, zwei Großfahrzeugen und einem Führungsfahrzeug über Waldwege oberhalb vom Lohrer Stadtteil Sackenbach an. Die Feuerwehr Gemünden nutzt ebenfalls mit zwei Großfahrzeugen und einem Kleinfahrzeug die Zufahrtswege ab Langenprozelten.

Die Höhenrettungsgruppe der Feuerwehr Gemünden seilt zwei Helfer in den Stollen ab, die die Erstversorgung der verunfallten Arbeiter übernehmen. Gleichzeitig installieren sie eine Flaschenzugkonstruktion über der Einstiegsöffnung, um benötigtes Rettungsmaterial in die Röhre ablassen zu können.

Das THW stellt mit Greifzügen notwendiges Material bereit, um die Wartungsplattform vor einem weiteren Abrutschen in den Stollen zu verhindern. Nach der Erkundung der Lage und Rücksprache mit dem Betreiber des Kraftwerkes, kann eine unkontrollierte Bewegung des Wartungsschlittens durch doppelt ausgelegte Sicherheitssysteme ausgeschlossen werden. Das THW Lohr übernimmt die Ausleuchtung der Unfallstellen und die Rettung des verletzten Arbeiters auf der Plattform mittels Schleifkorb.

Für die ehrenamtlichen Helfer von THW und Feuerwehr stellt die Anlage des Pumpspeicherkraftwerkes einige besondere Herausforderungen dar. Neben der räumlichen Enge im Einstiegsbereich und auf dem Wartungsschlitten, ist auch die Tiefe in Kombination mit Dunkelheit und das über 400 Meter lange Steilstück der 1300 Meter langen Röhre eine nicht alltägliche Belastung der Einsatzkräfte. Gute Ausbildung und körperliche Fitness sind substanzielle Eigenschaften der eingesetzten Helfer.

Die beiden Verletzten, zwei Übungspuppen, werden gemeinsam durch Feuerwehr und Technischem Hilfswerk durch die Wartungsluke am oberen Ende des Druckstollens mit dem Seilzug an die Oberfläche befördert, um dort dem Rettungsdienst übergeben werden zu können. Nach zwei Stunden ist die Übung erfolgreich beendet und die beteiligten Helfer freuen sich auf eine kleine Brotzeit, die der Betreiber zur Verfügung stellt.

Alle beteiligten Parteien zeigen sich zufrieden mit der Übungsleistung. Florian List, Kreisbrandinspektor für den Bereich Gemünden und Übungsleiter an diesem Abend, bedankte sich bei den anwesenden Helfern und deren Engagement. Führungskräfte der benachbarten Feuerwehren aus Langenprozelten, Neuendorf und Ruppertshütten waren eingeladen und beobachteten das Übungsgeschehen.

Der Ortsbeauftragte des THW Lohr, Michael Nätscher, legte bei seinem Schlusswort besonderen Wert auf die gute Zusammenarbeit der beiden Hilfsorganisationen. Auch auf Seiten des Betreibers des Kraftwerkes fühle man sich von jetzt an sicherer, da man sich bei einem Unfall auf kompetente Hilfe verlassen könne, so Jens Müller, Projektleiter der Instandsetzungsmaßnahmen und Thomas Stoll, Organisator der Einsatzübung als Vertreter der Donau-Wasserkraft AG (DWK).

Das Technische Hilfswerk (THW)

Das Technische Hilfswerk ist die Einsatzorganisation des Bundes für den Bevölkerungsschutz, getragen von über 80.000 ehrenamtlichen Einsatzkräften und rund 800 hauptamtlichen Mitarbeitern. Mit technischem Fachwissen und Spezialgerät leistet das THW seit vielen Jahren auch im internationalen Bereich schwerpunktmäßig technisch-logistische Hilfe. In den vergangenen sechs Jahrzehnten war das THW weltweit in mehr als 130 Ländern bei humanitärer Soforthilfe, Projekten und Hilfsgütertransporten im Einsatz.

Bahnstrom-Pumpspeicherkraftwerk Langenprozelten der Donau-Wasserkraft AG (DWK)

Die Donau-Wasserkraft AG wurde im Jahr 1965 von der Rhein-Main-Donau AG und der Deutschen Bundesbahn als reine Finanzierungsgesellschaft ohne eigenes Netz und Personal gegründet, um mittels einer Wasserkraftwerkskette die regenerativen Wasserkräfte der oberbayerischen Donaustrecke von Bertoldsheim (östlich der Lech Mündung) bis Vohburg zu nutzen und Bahnstrom (16 2/3 Hertz) zu erzeugen, der langfristig an die Bahn verkauft wird. Hintergrund war der absehbare Bahnstrom-Mehrverbrauch anlässlich der 1972 in München stattfindenden olympischen Spiele. Die DWK ist heute ein Tochterunternehmen von Rhein-Main-Donau AG und Uniper.

Der DWK gehören die fünf Donau-Laufwasserkraftwerke Bertoldsheim (1967), Bittenbrunn (1969), Bergheim (1970), Ingolstadt (1971) und Vohburg (1992) sowie das Pumpspeicher-kraftwerk Langenprozelten im Landkreis Main-Spessart. Alle speisen direkt in das Netz der DB Energie GmbH ein.

1976 nahm die Donau-Wasserkraft AG das Pumpspeicherkraftwerk Langenprozelten in Betrieb. Das Pumpspeicherkraftwerk trägt maßgeblich zur Deckung von Bahnstrom-Bedarfsspitzen bei, die vor allem am Morgen zwischen 6 Uhr und 9 Uhr und am Abend zwischen 16 Uhr und 19 Uhr während des Berufsverkehrs auftreten. Um diese Spitzen von jeweils zwei bis drei Stunden besser ausgleichen zu können, wird hierfür oft die in Pumpspeichern „gespeicherte Energie“ verwendet, die in Langenprozelten 950.000 Kilowattstunden beträgt. Das Pumpspeicher-kraftwerk Langenprozelten ist das wichtigste Spitzenlastkraftwerk im Bahnstromnetz der Deutschen Bahn. Es nutzt eine Fallhöhe von 310,4 Meter zur umweltfreundlichen Spitzenstromerzeugung für die Deutsche Bahn. Es verfügt über zwei Maschinensätze mit einer Ausbauleistung von insgesamt 164.000 Kilowatt (164 MW).

Pro Jahr erzeugt die Anlage je nach Bedarf zwischen 100 und 200 Millionen Kilowattstunden Spitzenstrom. Diese umwelt- und klimafreundliche elektrische Energiemenge würde ausreichen, um mit einem modernen ICE 3 - Zug zwischen 115 und 330 Mal die Erde zu umrunden.