Seit einigen Jahren betreiben die beiden Unternehmen eine enge Zusammenarbeit mit den Feuerwehren rund um ihre Gössenheimer Betriebe. „Wichtig ist, dass sich die Feuerwehrleute bei uns auskennen“, erklärte Diplom-Ingenieur Andreas Jöhring und führt gemeinsam mit den Wehren und Betriebsleiter Albrecht Hosak Betriebsbegehungen in Gössenheim durch. Nicht ohne Grund, denn für den Bergbauingenieur hat sich diese Praxis bereits einmal bewährt. „In einem anderen Betrieb ist es durch einen technischen Defekt zu einem Brand gekommen“, berichtete er. Nur kurze Zeit zuvor hatte die örtliche Feuerwehr dort eine Übung abgehalten. Durch die gute Ortskenntnis der Feuerwehrleute konnte der Brand dort schnell gelöscht werden. Um für einen möglichen Ernstfall ebenfalls gerüstet zu sein, probten die Feuerwehren aus Gössenheim, Sachsenheim, Adelsberg, Karsbach, Heßdorf, Höllrich und Gemünden gemeinsam mit Kräften des Technischen Hilfswerks aus Lohr den Ernstfall. Angenommen wurden zwei Brände in der Werkstatt sowie in einem der Schottersilos. Auf einem knapp 20 Meter hohen Mischsilo des unmittelbar angrenzenden Asphaltmischwerkes war es gemäß der Übungsanlage fast zeitgleich zu einem Betriebsunfall gekommen, bei dem fünf Monteure zum Teil schwer verletzt wurden. Da keine andere Möglichkeit zur Personenrettung bestand, errichtete das THW Lohr unter der Leitung von Michael Nätscher und Zugführer Michael Neubauer vom Silo aus eine Seilbahn, über die die „Verletzten“ schonend gerettet werden konnten. Eine weitere Logistische Aufgabe für das THW bestand darin, für 45 Personen ein Versorgungszelt vor dem Feuerwehrgerätehaus in Gössenheim zu errichten.
In der Zwischenzeit übernahmen die Feuerwehren aus Gössenheim und Gemünden die Menschenrettung und Brandbekämpfung in der Werkstatt und am Schottersilo. Unter Atemschutz mussten sich die Rettungskräfte zu den „vermissten“ und „verletzten“ Personen, darggestellt durch Junghelfer des THW und den Pfadfindern aus Wernfeld, suchen. Mit Hilfe der Drehleiter gelang es auch eine an einem Sicherungsseil hängende „hilflose“ Person auf den sicheren Boden zu bringen. Da Brände in Industrieanlagen meist einen großen Bedarf an Löschwasser benötigen, errichteten die Feuerwehren aus Karsbach, Heßdorf, Höllrich, Sachsenheim und Gemünden eine 1.860 Meter lange Förderleitung von der Wern zu den rund 100 Meter liegenden Werken. Da das Ausrollen der jeweils 20 Meter langen Schläuche eine schweißtreibende und zeitaufwändige Arbeit ist, hatte der Leiter der Übung, Kreisbrandinspektor Herbert Hausmann den bei der Feuerwehr Karlstadt stationierten Abrollbehälter des Landkreises Main-Spessart mit 2.000 gekuppeltem Schlauchmaterial angefordert, der eine zweite Schlauchleitung parallel errichtete. So erhielt die Feuerwehrführung die für eine Einsatzplanung wichtigen Vergleichszeiten. Rund eine Viertelstunde dauerte es nach dem Verlegen der beiden Leitungen vom Kommando „Wasser marsch“ bis Löschwasser aus der Wern aus den Strahlrohren und dem von der Feuerwehr Gemünden aufgebauten Hydroschild floss.
In vielen Bereichen stieß die Einsatzübung auf großes Interesse. Neben den beiden Geschäftsführern nahmen die Mitarbeiter von Kalkschotterwerk und der Asphaltmischanlage, deren Familienangehörige, Gössenheims Bürgermeister Theo Gärtner, ein Großteil des Gemeinderates sowie Alt-Bürgermeister Hans Popp als interessierte Zuschauer teil. Im Einsatz geleitet wurden die rund 100 eingesetzten Kräfte von THW und Feuerwehr von Gemündens Kommandant Peter Schmidt. Unterstützt wurde dieser von den Abschnittsleitern, Kreisbrandmeister Walter Beyfuß, Kommandant Norbert Blatterspiel (Gössenheim), Bernhard Mennig (Karsbach) sowie dem Ortsbeauftragten des Technischen Hilfswerks Lohr, Michael Nätscher. „Eine solche Übung von zwei bis drei Stunden Dauer bringt für die Einsatzkräfte mehr als 20 Stunden Ausbildung am Standort“, freute sich der THW-Ortsbeauftragte. Zur Einsatznachbereitung hatte das THW einen Dokumentationstrupp im Einsatz, der das Übungsgeschehen in Bildern und auf Filmmaterial festgehalten hat.