Mindestens noch bis einschließlich 16. Mai wird es dauern, bis es auf dem Radweg im Sinngrund wieder heißt: „Freie Fahrt“. „Blau“ sahen Bürgermeister Georg Ondrasch und Stadtrat Bernd Rützel, als sie am Samstag die Baustelle an der Sinnbrücke inspizierten. Das Areal war völlig „in THW-Hand“. Überall Fahrzeuge in der typischen „THW-blauen Farbe“, die Helfer in ihrer blauen Einsatzkleidung. Eine Stunde lang war der „Technische Zug“ vom THW-Ortsverband Lohr unter der Leitung ihres Ortsbeauftragten Michael Nätscher bereits im Einsatz, als sich die Repräsentanten der Stadt ein Bild von den Arbeiten machten. „Wir haben die beiden Geländer bereits entfernt und beginnen nun den alten Fahrbahnbelag abzureißen“, erklärte Michael Nätscher. Nach etwa 25 Jahren waren die Bretter an den Seiten morsch. Auf der Fahrbahn selber ragten immer wieder nach längerer Trockenheit Nägel aus den ausgetrockneten Brettern und betätigten sich als „Reifen-Killer“. Doch obwohl der Bretterbelag in einem optisch schlechten Zustand ist, zeigt er sich zäh und hält den Werkzeugen der THW-Helfer immer wieder entgegen. Pickel und Muskelkraft müssen von Motorsägen unterstützt werden. „Die haben damals gute Arbeit geleistet“, meinte ein Helfer.
„Damals“, das war in den Jahren nach 1980, als die so genannte Neubaustrecke der Bahn von Würzburg nach Hannover realisiert wurde. Um den schweren Baufahrzeugen die Zufahrt zur Trasse zu ermöglichen, wurde der Weg hinter dem jetzigen „hagebaumarkt“ parallel zur alten Eisenbahnstrecke ausgebaut und die Brücke über die Sinn errichtet. Nach Abschluss aller Baumaßnahmen ging das Brückenbauwerk an die Stadt Gemünden, die nun für den Bauunterhalt zuständig ist. Dass hier dringend Handlungsbedarf war, zeigte nicht nur der obere Belag der Brücke. Trotz Anzug und Krawatte überzeugte sich Bürgermeister Georg Ondrasch gemeinsam mit Bernd Rützel durch einen Blick auf die Unterkonstruktion von der Dringlichkeit der Arbeiten. In den sechs Stahlträgern hat sich überall von Hochwassern angeschwemmtes Treibgut festgesetzt. Große Gewindestangen, die die seitlich wirkenden Kräfte aufnehmen sollen, hängen durch und haben daher keine Wirkung mehr. Dafür bieten sie Ästen, die bei hohem Wasserstand angeschwemmt werden, die Möglichkeit sich unter der Brücke festzukeilen. „Die Brücke so einfach zu erneuern geht natürlich nicht“, erklärt Michael Nätscher und deutet auf einen dicken Ordner mit Schriftstücken und Plänen. Eine detaillierte Vorarbeit war notwendig. Baufachberater Johannes Ritter vom THW-Ortsverband, Führungskräfte des THW und Martin Drescher von der Bauverwaltung der Stadt Gemünden haben sie erledigt. Und sie haben bei ihren Planungen bereits an die Zukunft gedacht. Weil die Trasse des Radweges einmal für die Ortsumgehung Schaippachs vorgesehen ist, haben sie eine Verlegung der Brücke mit Radweg bereits einkalkuliert.
„Dazu werden die Stahlträger durch so genannte Andreaskreuze schweißtechnisch miteinander verbunden“, erklärt der Ortsbeauftragte. „Dann können wir die Brücke später einmal als Ganzes einfach anheben und versetzen“. Anders wäre ein aufwändige Ab- und Wiederaufbau erforderlich. „Auch hier gilt die alte Brückenbauweisheit – Viereck vergeht, Dreieck besteht“, weist Nätscher auf die Notwendigkeit für den Einbau der Dreieckkonstruktion hin. Um dieser den notwendigen Halt zu verpassen, müssen seine Schweißer in der engen Konstruktion mehr als 20 Meter Schweißnähte anbringen. Dafür sind sie auch ausgerüstet und was sie nicht in ihrer Ausstattung haben, wurde von der Neuendorfer Firma Seith zur Verfügung gestellt. So das Hochleistungsschweißgerät. „Das sind mobile Werkstätten“, deutete Michael Nätscher auf die blauen Lkw, Fachjargon Gerätekraftwagen genannt. Auf ihnen ist Werkzeug und Gerät für die Bearbeitung von Holz, Metall und Steinen untergebracht. Ein Großteil kommt an der Schaippacher Brücke zum Einsatz. Am späten Samstagnachmittag ist dort von dem alten Fahrbahnbelag nichts mehr zu sehen. In transportable Stücke gesägt befinden sich alle Holzteile in Abfallcontainern. Auch die Stahlträger sind vom Treibgut befreit. Eine ansehnliche Anzahl von „Andreaskreuzen“ sind eingeschweißt, die restlichen liegen vorbereitet da. Sie werden am kommenden Samstag eingebaut. Dann werden wieder rund 30 THW-ler vor Ort sein, um der Brücke ihr neues Aussehen zu verpassen. Das wird dann auch etwas schlanker ausfallen. Statt bisher sechs Meter, wird sie dann nur noch 4,60 breit sein.